Businessplan – Finanzplan

Der Finanzplan ist der zentrale Abschnitt, quasi das „Herzstück“ des Businessplans und der eigentliche Zahlenteil. Da er die Prosa des sonstigen Businessplanes in Zahlen transformiert, ist der Finanzplan nicht nur in Gesprächen mit Banken ein absolutes Muss. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie der Finanzplan aufgebaut ist und wie sie diesen Schritt für Schritt erstellen.

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Was ist der Finanzplan?

Der Finanzplan ist im Rahmen eines Businessplans die Gesamtheit der Finanzierungsrechnungen, die im Ergebnis eine konkrete, zahlenbasierte Aussage über die finanziellen Erfolgsaussichten des Vorhabens ermöglichen und einen Überblick über die Rentabilität geben.

In einfacheren Worten ausgedrückt, stellt der Finanzplan die prognostizierte Entwicklung des Unternehmens in Zahlen dar. Eben den „Zahlenteil“. 🙂

Adressaten

Wie in der Einleitung bereits angedeutet, werden Banken Ihnen nur dann Kredit bewilligen, wenn Sie einen Businessplan vorlegen können, der Ihre finanziellen Erwartungen an die Gründung auch untermauert. Aber natürlich ist der Adressatenkreis für den Finanzplan keinesfalls nur auf Banken beschränkt. Stattdessen ist der Finanzplan das ideale Instrument, um auch weitere Investoren von Ihrer Geschäftsidee und der geplanten Umsetzung zu überzeugen. Dabei kann es sich um Business Angel, Venture Capital, Beteiligungsprogramme oder andere Arten von Investoren handeln.

Zweck

Im Ergebnis gibt der Finanzplan darüber Auskunft, ob sich das Vorhaben lohnt. Dafür vereinen sich im Finanzplan alle Schätzungen und Planungen aus den vorherigen Abschnitten zu einem zentralen Zahlenteil.

Planungshorizont

Der erforderliche Planungshorizont wird je nach Adressat (Bank, Investor) unterschiedlich angegeben. Ein Zeitraum von drei Jahren ist sinnvoll, längere Zeiträume nur, wenn vom Adressat verlangt oder wenn die Cash-Flows eher gleichbleibend sind.

Ziel:

  • Präsentation eines soliden Finanzplans
  • Ermittlung des Kapitalbedarfs für die eigentliche Gründung
  • Darstellung der Durchfinanzierung der ersten (einnahmenarmen) Monate
  • Aufdeckung von Liquiditätsengpässen / Darstellung von Liquiditätspuffern
  • Finanzierung des Kapitalbedarfs
  • Rentabilität des Vorhabens

Kapitalbedarfsplanung und Investitionsplanung

Im ersten Schritt der Finanzplanung wird der voraussichtliche Kapitalbedarf ermittelt.

Dabei kann zwischen Anlagekapitalbedarf und Umlaufkapitalbedarf unterschieden werden.

Umlaufkapitalbedarf betrifft hierbei – wie der Name schon sagt – das Umlaufvermögen und umfasst regelmäßig kurzfristige und mittelfristige Investitionen.

Der Anlagekapitalbedarf umfasst demgegenüber naturgemäß die langfristigen Investitionen, die das Anlagevermögen betreffen.

Diese Investitionen werden somit aufgelistet und zum Gesamtkapitalbedarf zusammengefasst.

Traditionell werden die Ausgaben und Kosten in diesem Abschnitt entweder den Gründungskosten, den privaten Ausgaben, oder Kosten in der Anlaufphase zugeordnet.

Gründungskosten und Investitionen

Die Gründungskosten sind diejenigen Kosten, ohne die eine Gründung gar nicht erst möglich wäre. Sie fallen naturgemäß zumeist vor oder während der eigentlichen Gründung an.

Investitionen fallen demgegenüber natürlich zumeist nach der eigentlichen Gründung an.

Sie lassen sich in der Regel einer der folgenden Arten zuordnen:

  1. administrative Kosten (Anwaltskosten, Gebühren für Anmeldungen und Beratungen)
  1. produktspezifische Kosten (Produktentwicklung, Material, Design)
  1. Marketingkosten (Online Marketing, Logo und Design, Visitenkarten etc.)
  1. Bürokosten (Büromöbel, Kommunikation)
  1. Geschäftsausstattung (Immobilien, Fahrzeuge, Einrichtung, Material)
  1. Maklerkosten (Immobilienmakler, Personalvermittlung)

Kosten in der Anlaufphase

Von den eigentlichen Gründungskosten zu unterscheiden sind die Kosten in der Anlaufphase.

Die Kosten in der Anlaufphase sind diejenigen Kosten, die bereits BIS zur Erwirtschaftung des ersten Umsatzes anfallen. Zum Beispiel fallen die Personalkosten (gegebenenfalls sogar inklusive des eigenen Unternehmerlohnes) vom ersten Tage des Geschäftsbetriebes an, während die ersten Umsätze unter Umständen erst deutlich später eingehen.

Achtung! Behalten Sie bereits auf dieser Ebene stets die Liquiditätssituation des Unternehmens im Hinterkopf und berücksichtigen Sie dementsprechend eine Reserve von 15% der Kosten in der Anlaufphase als Puffer.

Privatentnahme

Da das Unternehmen nicht nur Gewinne erzielen sondern auch Ihren persönlichen Lebensunterhalt sichern soll, müssen die privaten Ausgaben auch in der Kapitalbedarfsplanung ihren Niederschlag finden.

Eine Privatentnahme liegt dann vor, wenn einem Unternehmen oder Betrieb Waren oder finanzielle Mittel entzogen werden. Eine Privatentnahme liegt auch dann vor, wenn betriebliche Gegenstände und Arbeitskraft privat genutzt werden. Im Ergebnis wird dem Unternehmen bei jeder Privatentnahme Eigenkapital entzogen.

Hierzu ermitteln Sie Ihren durchschnittlichen monatlichen Finanzbedarf. Es bietet sich hierfür an, Ihre privaten Ausgaben über einen längeren Zeitraum zu dokumentieren und einen Durchschnitt zu ermitteln.

Berücksichtigen Sie eine Reserve von 10-20% der privaten Ausgaben als Puffer.

Am Ende erhalten Sie den gesamten Kapitalbedarf Ihrer Gründung, inklusive der Investitionen.

Die so erstellte Kapitalbedarfsplanung ist die Grundlage, auf welcher natürlich die Finanzierungsplanung, aber auch die Rentabilitätsvorschau und der Liquiditätsplan aufbauen.

Finanzierungsplanung

Der zweite Schritt der Finanzplanung ist die Finanzierungsplanung.

Im Rahmen der Finanzierungsplanung wird der zuvor ermittelte Kapitalbedarf mit Kapital unterlegt.

Als Kapital kommen in Frage:

  • Eigenkapital (sollte Anlagevermögen und Teil des Umlaufvermögens abdecken = goldene Bilanzregel),
  • Beteiligungskapital (Venture Capital, Private Equity) und

Dementsprechend ist dieser Abschnitt auch zu kategorisieren: Nach jeder Kapitalart werden die einzelnen Kapitalquellen aufgeführt, die den Kapitalbedarf decken.

Die Darstellung einer Finanzierungslücke ist nicht nur möglich sondern teilweise auch absolut notwendig. Wenn Sie einen Businessplan zu einem Finanzierungsgespräch mitbringen, muss natürlich noch eine Finanzierungslücke bestehen. Alles andere wäre unlogisch.

Die Finanzierungsplanung gibt insbesondere auch über das Verhältnis Eigenkapital vs. Fremdkapital Auskunft.

Rentabilitätsplan / Rentabilitätsvorschau

Der dritte Schritt des Finanzplans ist der Rentabilitätsplan bzw. die Rentabilitätsvorschau.

Durch den Rentabilitätsplan wird das Betriebsergebnis vor Steuern für die nächsten 36 Monate  ermittelt. Zugleich zeigt die Rentabilitätsvorschau, ob sich die Existenzgründung überhaupt lohnt.

Sie erstellen für die Rentabilitätsvorschau daher eine Gewinn- und Verlustrechnung gemäß § 275 HGB, für die Sie Umsatz, Aufwendungen und Gewinne planen.

Für Gründer ist erfahrungsgemäß insbesondere die Umsatzplanung die größte Herausforderung. Denn gerade die Umsatzplanung beinhaltet für den Gründer noch viele Variablen, da er oftmals weder eine verlässliche Aussage über zukünftige Preise noch Absatzmengen treffen kann.

In der Regel wird für den Rentabilitätsplan der Top-Down-Ansatz verwendet: Vom prognostizierten Umsatz werden die Kosten abgezogen, um zum kalkulatorischen Gewinn zu kommen.

Liquiditätsplan

Der Liquiditätsplan ist wiederum das Filetstück der Finanzplanung. Er listet alle geschätzten Ein- und Auszahlungen auf Monatsbasis auf und stellt dar, ob das Unternehmen dauerhaft zahlungsfähig ist.

Zusätzlich werden etwaige Zuschüsse oder Überbrückungskredite in den Liquiditätsplan aufgenommen.

Die Darstellung im Liquiditätsplan erfolgt über einen Zeitraum von 12 bis 24 Monaten.

Bei der Entwicklung des Liquiditätsplans ist insbesondere zu beachten:

  • Zahlungsziele definieren und Ausnutzung berücksichtigen
  • Factoring prüfen
  • Zahlungsverzüge berücksichtigen
  • Boni und Skonti berücksichtigen
  • Kosten kommen sicher; Umsätze regelmäßig nicht

Überprüfen Sie sich selbst

Wenn Sie Ihren Businessplan fertiggestellt haben, sollten Sie sich fragen, ob aus dem Finanzplan die folgenden Informationen von einem Dritten entnommen werden können:

  1. initiale Gründungskosten,
  2. Investitionsübersicht,
  3. Plan-GuV,
  4. Liquiditätsplan,
  5. Rentabilitätsrechnung und
  6. Plan-Bilanz
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Fazit

Investoren wie Banken sind gleichermaßen zahlenfixiert. Während Erstere ihr Hauptaugenmerk auf die Rentabilitätsvorschau legen, ist Banken insbesondere die nachhaltige Liquidität Ihres Unternehmens wichtig. Beide zahlenmäßigen Darstellungen lassen sich aus der Finanzplanung ableiten. Umso wichtiger ist es also, hier gewissenhaft und konsistent die Zahlen zu ermitteln und darzustellen.

Der Finanzplan sollte allerdings niemals eine reine Darstellung ermittelter Zahlen sein. Stattdessen sollte aus dem Fluss des Finanzplans hervorgehen, dass Sie sich intensiv mit dem Rechnungswesen und der Finanzierbarkeit des angestrebten Geschäftsmodells beschäftigt hat.

Kleiner Praxistipp: Besonders ausgewogene Businesspläne haben bewiesen, dass es sich lohnt, den Prosateil des Businessplans parallel mit der eigentlichen Finanzplanung parallel zu entwickeln. Das schafft logische Vernetzungen – im Kopf und im Businessplan.

Hi, ich bin Oliver, der Gründer von Jodano - Wissen & Meinung zu Finanzen. Bevor ich mich als Blogger selbstständig gemacht habe, habe ich fast 20 Jahre in der Bankenbranche mein Unwesen getrieben. Die Erfahrungen, die ich dort in Anlageberatung, Private Banking und Corporate Finance gesammelt habe, lasse ich heute in meinen Blog einfließen.

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