Corporate Finance wird als Unternehmensbereich der Finanzbranche immer wichtiger. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, was es mit dem Corporate Finance in Deutschland auf sich hat.
Inhaltsverzeichnis
deutsche Übersetzung
Wer sich mit dem englischen Begriff Corporate Finance vor dem Hintergrund der deutschen Finanzwirtschaft befasst, wird ein wenig irritiert werden:
Denn wenn der deutsche Begriff Unternehmensfinanzierung ins Englische übersetzt wird, erhält man als Ergebnis “Corporate Finance”. Der Begriff ist also in erster Linie das englische Synonym für den deutschen Begriff Unternehmensfinanzierung und wird auch in der Literatur entsprechend verwendet.
Weiterhin ist “Corporate Finance” im Deutschen ein Eigenname und somit stehender Begriff:
Definition Corporate Finance
Corporate Finance umfasst alle Fragestellungen zu Kapitalmanagement, Ausschüttungspolitik, Investitionsentscheidungen und Unternehmensbewertungen.
Erklärung
Der englische Begriff Corporate Finance geht dementsprechend über die bloße Übersetzung des Begriffs Unternehmensfinanzierung hinaus und beinhaltet ebenfalls Fragestellungen aus den Bereichen Investition und Kapitalmarkttheorie.
Bedeutung
Wie in der Einleitung bereits dargestellt, ist eine zunehmende Steigerung der Bedeutung in der deutschen Finanzwirtschaft feststellbar.
Die Gründe hierfür sind vielfältig:
- verstärkte Anforderungen an Internationalisierung von auch mittelständischen Unternehmen
- zunehmende Bedeutung internationaler Rechnungslegungsvorschriften
- weitere Verbesserung des Ausbildungsniveaus innerhalb des deutschen Finanzsektors
- internationale Anforderungen finden stärkeren Eingang in nationale Ausbildungsprogramme
- zunehmende Globalisierung schafft Nachfrage auch außerhalb des angloamerikanischen Finanzwirtschaftsraumes
- Verwerfungen an den Finanzmärkten in den letzten 10 bis 15 Jahren hat auf Unternehmerseite für Nachfrage nach alternativen Finanzierungslösungen gesorgt.
Die Gründe sind nicht als abschließend zu betrachten. Es können spielend leicht noch weitere Gründe gefunden werden.
Über die Bedeutung im Verhältnis zur deutschen Unternehmensfinanzierung haben wir in unserem letzten Artikel bereits eine interessante Statistik zum Suchverhalten bei Google geliefert. Hier finden Sie unseren Artikel zur Unternehmensfinanzierung.
Aufgaben
Aufgaben der Corporate Finance verteilen sich grundsätzlich auf drei Teilbereiche:
- Finanzierung des Unternehmens,
- Investitionsentscheidungen und
- Ausschüttungspolitik.
Im Grunde lässt sich also sagen, dass die Aufgaben sich mit der Finanzierung und dem Kapitalmanagement von Unternehmen befassen.
Beruf, Karriere und Einstieg
Den einen “Beruf Corporate Finance” gibt es nicht. Stattdessen gibt es mehrere Berufe und Funktionen, die man im Bereich Corporate erlernen und / oder ausüben kann.
Insbesondere der Corporate Finance Manager, der Director Corporate Finance, der Corporate Finance Analyst und diverse Investment Banking Positionen sind hier zu nennen.
Die üblichste Funktion ist jedoch die des Analysten. Diesen werden wir weiter unten etwas genauer beleuchten.
Corporate Finance Manager
Der CF Manager ist der Manager der Finanzierung eines einzelnen Unternehmens. Er ist direkt dem CFO bzw. allgemein der Geschäftsführung unterstellt und analysiert, bewertet und entscheidet die Geld- und Finanzflüsse im Unternehmen und berichtet zu diesen direkt an das oberste Management.
Hier finden Sie unseren Artikel zum Corporate Finance Manager.
Director Corporate Finance
Der Director ist letztlich nur eine andere Bezeichnung für den CF Manager.
Das oben gesagte gilt somit auch für diese Funktion. Unter dem o.g. Link finden Sie also weitere Infos.
Investment Banking
Auch einige Berufe im Investment Banking sind dem Bereich CF zuzuordnen. Das gilt allerdings nicht für alle Funktionen des Investment Banking. Es müssen solche sein, die sich auch mit der Finanzierung von Unternehmen befassen. Es hängt daher davon ab, in welchem Bereich des Investment Banking man arbeitet bzw. eingesetzt wird. Während beispielsweise das Asset Management relativ wenig mit Unternehmensfinanzierung zu tun hat, sieht das bei Mergers & Acquisitions (M&A) schon ganz anders aus.
Einen guten Überblick über die Investment Banking Bereiche und Produkte erhalten Sie hier.
Hier wiederum erhalten Sie einen Überblick über die Investment Banking Jobs.
Corporate Finance Analyst
Der Analyst gilt nicht nur im Investment Banking als Arbeitstier. Stattdessen trifft diese Bezeichnung auch schon auf den CF Analysten zu. Er ist der Number Cruncher, der die Zahlen sammelt, auswertet und darauf die wichtigen finanziellen Entscheidungen des Unternehmens abstellt.
Er bietet finanzielle Informationen zu Profitabilität, Solvenz, Bonität, Stabilität und Liquidität. Auf der Basis dieser vom Analysten gesammelten und zusammengetragenen Informationen werden kritische Unternehmensentscheidungen getroffen, Finanzreports erstellt und die finanzielle Performance des eigenen Unternehmens oder von Mitbewerbern festgestellt.
Seine Arbeit verrichtet der Analyst immer vor dem Hintergrund der Unternehmensziele und der aktuellen finanziellen Lage der Organisation. Hierzu erstellt er sehr komplexe finanzielle Berichte, die die aktuelle Situation sehr genau abbilden. Sie blicken aber auch in die ungewisse Zukunft und erstellen Prognosen über die weitere Unternehmensentwicklung. Um das eigene Unternehmen weiter im Wettbewerb zu unterstützen, erstellt der Analyst auch Benchmarks, gegen die er das Unternehmen und andere Marktteilnehmer dann laufen lässt.
Den größten Teil der Arbeit des Analysten machen also die Analysen aus, sein echter Arbeitserfolg ermittelt sich aber anhand der aus diesen Analysen abgeleiteten Empfehlungen.
Gehalt
Dafür darf er allerdings auch ein jährliches Gehalt zwischen 60.000 Euro und 80.000 Euro erwarten.
Corporate Finance Studium
Egal ob als Analyst, Manager, Director oder Mitarbeiter im Investment Banking: Wer in den Bereich Corporate Finance möchte, benötigt ein Studium.
Und da es sich um den Bereich Unternehmensfinanzierung im weiteren Sinne handelt, ist auch ein Studium mit finanzwirtschaftlicher Vertiefung notwendig.
Wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge der Universitäten sind hierbei erste Wahl: für Personaler genauso wie für Kandidaten. Die Vertiefungsmöglichkeit “Finanzierung und Investition” (oder ähnlich lautend) ist bei universitären Studiengängen der Wirtschaftswissenschaften natürlich mittlerweile Standard.
Einige Fachhochschulen und private Hochschulen sind mittlerweile dazu übergegangen, das Corporate Finance direkt in der Bezeichnung des Studienganges zu tragen. Das hat natürlich Marketing-Gründe und ist weniger ein Beweis dafür, dass diese Studiengänge besonders gut für den Einstieg in diesen Bereich geeignet wären.
duales Studium
Auch duale Studiengänge, die einen Einstieg in den Bereich ermöglichen, finden sich mittlerweile reichlich. Auch hier sollte man sich von teilweise wohlklingenden Namen der Studiengänge nicht irritieren lassen: Das Ziel ist ein Studium mit finanzwirtschaftlicher Vertiefung oder finanzwirtschaftlichem Schwerpunkt zu absolvieren und somit den Einstieg in den Bereich CF zu ermöglichen.
Auch beim dualen Studium (wie beim Studium an Fachhochschulen oder den diversen privaten Hochschulen) handelt es sich um kein Universitätsstudium. Es kann daher sein, dass man mit einem Abschluss dieser Institutionen etwas benachteiligt ist gegenüber den Absolventen von Universitäten. Daher sollte man sich von den Bezeichnungen der Studiengänge keinesfalls verunsichern lassen! Ein ordentliches Universitätsstudium der WiWi ist hier immer noch der Favorit vieler Personaler.
Einstiegsgehalt
Das Einstiegsgehalt im Corporate Finance richtet sich in erster Linie nach der Funktion, die man übernimmt.
Wer als Auszubildender im Bereich Corporate Finance einen Durchlauf macht, hat natürlich nur die übliche Ausbildungsvergütung in der Branche zu erwarten. Verhandeln ist hier kaum möglich.
Auch ein Einstieg als Trainee bietet noch keine großen Einkünfte. Es ist ein niedriges Gehalt zu erwarten, dass den Lernaspekt der Traineefunktion unterstreicht. Der Trainee ist eben noch kein voll ausgebildeter und einsatzbarer Mitarbeiter.
Wer es zum Analysten geschafft hat, darf ein Einstiegsgehalt von rund 50 TEUR erwarten.
Wer als Director oder Manager einsteigt, kann hingegen schon mit sechsstelligen Gehältern plus einer Bonuskomponente rechnen.
Praktikum
Ein guter Einstieg für viele Absolventen und Studenten der finanzwirtschaftlichen Studiengänge ist ein Praktikum im Bereich Corporate Finance. Wer sich noch nicht ganz sicher ist, ob dieser Bereich etwas für ihn ist, kann in einem Praktikum reinschnuppern und erste Eindrücke sammeln.
Der Vorteil ist, dass so ein Engagement im Rahmen eines Praktikums zeitlich begrenzt ist. Wer sich also geirrt hat, kann nach Abschluss des Praktikums wieder aus dem Bereich ausscheiden und sich etwas anderes suchen.
Gleichzeitig kann man mit so einem Praktikum bereits erste Kontakte für ein berufliches Netzwerk sammeln und sich potenziellen späteren Arbeitgebern präsentieren.
Wer also noch nicht ganz sicher ist, ob er in den Bereich CF wechseln möchte, für den ist ein Praktikum erste Wahl.
Werkstudent
Eine weitere Möglichkeit zum relativ frühen Einstieg bietet eine Tätigkeit als Werkstudent. Hierbei wendet sich der Student (teilweise direkt zu Beginn des Studiums) an ein Unternehmen aus der Branche, um als Werkstudent regelmäßig für dieses Unternehmen zu arbeiten.
Auch als Werkstudent hat man die Möglichkeit, bereits frühzeitig am eigenen beruflichen Netzwerk zu arbeiten und sich ein Bild vom Bereich Corporate Finance zu machen.
Was ein Werkstudent ganz genau ist, erfahren Sie in diesem Wikipedia-Artikel.
Corporate Finance Weiterbildung
Nicht jeder, der im Corporate Finance arbeitet, wusste von Anbeginn seiner Karriere an, dass er dorthin gehen möchte. Dementsprechend gibt es auch Quereinsteiger.
Wer bisher in einem anderen Bereich tätig war oder eine ganz andere Ausbildung genossen hat, für denjenigen ist eine Corporate Finance Weiterbildung eine interessante Möglichkeit, sich in diesen Bereich hinein zu entwickeln.
So kann eine Weiterbildung – ähnlich wie ein MBA-Studium – eher Fachfremden einen Einstieg ermöglichen.
Aber auch Studenten der Wirtschaftswissenschaften, die keine finanzwirtschaftliche Vertiefung im Studium hatten, können mit einer gezielten Weiterbildung das Fundament theoretischen Wissens schaffen, das eine Tätigkeit ermöglicht.
So eine Weiterbildung kann aber auch für Mitarbeiter der Finanzbranche interessant sein, die bisher in anderen Bereichen des Bankwesen gearbeitet haben. Wer zum Beispiel bisher im Retail Banking mit Privatkunden zu tun hatte und jetzt zur Finanzierung von Unternehmen wechseln möchte, kann mit einer gezielten Weiterbildung in diesem Bereich den nächsten Karriereschritt in Angriff nehmen.
Hi, ich bin Oliver, der Gründer von Jodano - Wissen & Meinung zu Finanzen. Bevor ich mich als Blogger selbstständig gemacht habe, habe ich fast 20 Jahre in der Bankenbranche mein Unwesen getrieben. Die Erfahrungen, die ich dort in Anlageberatung, Private Banking und Corporate Finance gesammelt habe, lasse ich heute in meinen Blog einfließen.